Vier Wochen am anderen Ende der Welt in einem kleinen Land in Südostasien. Laos ist
bekannt für seine Natur, die vom Mekong durchquerten Berge und Wälder, die zahlreichen
buddhistischen Klöster und die Architektur aus der französischen Kolonialzeit. In Lan Xang,
wie Laos früher hieß – dem Land der Millionen Elefanten – durfte ich einen Monat lang
verbringen.

WFDF – Mein Arbeitsplatz während des Praktikums
Unser Betriebspraktikum haben wir bei WFDF absolviert, der „Women and Family
Development Deposit Taking Microfinance Institution”. Dabei handelt es sich um eine im
ländlichen Raum von Laos aktive Mirofinanzinstitution, die 2009 in Zusammenarbeit mit der
„Lao Womens Union“ gegründet wurde. Unterstützt wird das Projekt von der Deutschen
Sparkassenstiftung für internationale Kooperation, dessen Aufgabe es ist, Finanzinstitute in
Entwicklungs- und Schwellenländern zu fördern. WFDF gehört zu einem
Mikrofinanzierungsnetzwerk in Südostasien mit sieben Partnern in Laos, Vietnam und
Kambodscha.

Weil Laos ein Entwicklungsland ist, haben viele Menschen keinen Zugang zu finanziellen
Leistungen und haben keine Chance, sich nicht selbst ein Gewerbe aufbauen. Das führt zu
einer hohen Armutsrate in Laos. Bei der Mikrofinanzierung geht es darum, den laotischen
Einwohnerinnen Kredite auszuzahlen, die sich in einem ihnen finanziell zumutbaren Rahmen
befinden. Bei den Kundinnen handelt es sich vor allem um Frauen, die in Heimarbeit oder
landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten. Die Kundinnen müssen eine Basis von Gespartem
haben, um einen Kredit zu beantragen und die Kreditvergabe erfolgt auf der Basis von
Spareinlagen anderer Kundinnen. So sollen Frauen und Familien dabei unterstützt werden,
sich eine Existenzgrundlage aufzubauen. Das soll zur Verbesserung der Lebensqualität und
der gesamten Wirtschaft und schließlich zu einer Reduktion der Armut führen. Frauen
spielen eine wichtige Rolle beim finanziellen Management in laotischen Familien, weshalb
die Förderung dieser von besonders großer Bedeutung ist. In Bezug auf finanzielle Aspekte
können sie unabhängig werden und an Entscheidungsfähigkeit gewinnen. Außerdem wird
die allgemeine finanzielle Bildung der laotischen Bevölkerung gefördert und ihr wird
verantwortungsbewusstes Sparen und Investieren nähergebracht.

Beim WFDF geht es also darum, das Kreditvolumen in Laos auszuweiten, aber auch
bankähnliche Strukturen aufzubauen. In ganz Laos werden neue Filialen eröffnet und auch in
ländlichen Gebieten und Dörfern werden Spar- und Kreditleistungen angeboten. Auch bereits
existierende Banken werden zum Teil beraten. Die Sparkassenstiftung hilft dabei in allen
Bereichen. Ein sehr bedeutender Punkt ist außerdem die Förderung der Digitalisierung.
Darüber hinaus gehört auch das Training der Mitarbeitenden und die Weiterbildung der
Kundinnen in wöchentlichen Meetings dazu.

Einsatzbereiche und Aufgaben während des Praktikums
Das Stipendium haben wir im „Head Office“, dem Hauptsitz des WFDF in Vientiane,
absolviert. In den vier Wochen haben wir die Strukturen und Tätigkeiten des WFDF besser
kennengelernt und viele Einblicke in die Arbeitswelt dort erhalten. Vor allem haben wir
Einblicke in die Abteilungen Personal und Training bekommen, uns wurden aber auch die
operationellen Abläufe in den Filialen nähergebracht.
So bestand unser Praktikum zum einen Teil viel aus dem Zuschauen und Kennenlernen der Abläufe.

Wir haben mit vielen verschiedenen Mitarbeitenden gesprochen, die mit uns ihre
Aufgabenbereiche und Erfahrungen in dem Beruf geteilt haben.
Außerdem haben wir bei mehreren Trainingseinheiten zur
Weiterbildung neuer Mitarbeitenden zugeschaut. Diese waren
zwar auf Laotisch, es war aber trotzdem spannend zu sehen,
wie diese ungefähr ablaufen und welche Bereiche thematisiert
werden. Zudem haben wir bei verschiedenen Meetings zuhören
dürfen, bei denen wichtige Absprachen mit Kollegen aus der
ganzen Welt getroffen wurden.

Einmal sind wir auch zu einem sogenannten „Center Meeting“ mitgefahren. Hier findet die
Geschäftsabwicklung mit den Kundinnen statt. Ungefähr einmal im Monat finden solche
Meetings in den Dörfern statt und alle Kundinnen kommen nacheinander zum
Veranstaltungsort. Dabei handelt es sich entweder um einen Tempel oder ein offizielles
Gebäude. Zu sehen, wie anders solche Prozesse in diesem Land ablaufen, war
überraschend und faszinierend zugleich. Entweder werden bei diesen Meetings die Kredite
ausgezahlt oder von den Kundinnen zurückgezahlt. Eine Kollegin erklärte uns, dass die
Kundinnen vor der Auszahlung eines Kredits genau geprüft werden. Ihr Einkommen, und
damit die Fähigkeit den Kredit zurückzuzahlen, und auch die Hintergründe und
Vergangenheit der Frauen spielen eine Rolle.

Der andere Teil unseres Praktikums beim WFDF bestand aus einer Langzeitaufgabe, an der
wir in den vier Wochen gearbeitet haben. Für dieses Projekt ist die oben erwähnte Digitalisierung das Stichwort. Im Vergleich zu den
westlichen Ländern ist Laos sehr rückschrittlich in Bezug auf die effiziente Nutzung von digitalen
Medien. Nur ein Bruchteil der Prozesse wird digital verarbeitet und automatisiert. Unsere
Aufgabe war es aus diesem Grund, mögliche Ideen zur Unterstützung der Mitarbeitenden
und Förderung ihrer EDV-Kenntnisse zu entwickeln.

Wir haben uns deshalb überlegt, Trainingsmaterialien zu diesem Zweck zu erstellen. Dabei haben wir uns auf die Vermittlung
von Fähigkeiten in Microsoft Word, PowerPoint und Excel fokussiert, da diese im
Arbeitsalltag besonders sinnvoll und weitreichend einsetzbar sind. Wir haben interaktive
Selbstlern-Module designt, die als dreistufige Lerneinheiten konzipiert sind, damit
Mitarbeitende jeder Qualifikation von dem Programm Gebrauch machen können.
Abgestimmt auf ihre Fähigkeiten kann jeder selbst entscheiden, bei welchem Level er oder
sie einsteigt. Durch die Nutzung von vielen Bildern und möglichst kurzen Texten zur
Erklärung wollten wir der Kommunikationsbarriere aus dem Weg gehen. In einer zukünftigen
Trainingseinheit soll das Programm den Mitarbeitenden des WFDF nähergebracht und
erklärt werden und kann dann in den verschiedenen Dörfern in ganz Laos als Selbstlern-Modul fungieren.

Meine Eindrücke von Laos
Als ich im Dezember davon erfahren habe, dass es ich im März für einen Monat nach Laos
fliegen würde, konnte ich es nicht glauben. Ich wusste noch nicht sehr viel über Laos und
habe bei meiner Vorbereitung viel über das Land gelesen. Aber ich konnte mir – wie ich jetzt
weiß – nicht auch nur annähernd vorstellen, was mich erwarten würde. Wenn ich alles
erzählen würde, was wir erlebt haben, würde dieser Bericht vermutlich ein viel zu großes
Ausmaß annehmen.
Das Kennenlernen der asiatischen Kultur war ein bedeutender
Aspekt dieses Stipendiums. In unserer Zeit neben unserer Arbeit
haben wir sowohl zu Fuß als auch mit dem Taxi oder Tuktuk
jeden Winkel der laotischen Hauptstadt Vientiane erkundet. Man
könnte fast sagen, dass so gut wie alles anders ist als in
Deutschland oder in anderen westlichen Ländern. Der Verkehr
ist ganz anders, mit vielen Autos und Mopeds, und über den
Straßen hängen massenweise Stromkabel. An jeder Ecke findet
man einen neuen Tempel, den man besuchen kann. Wir haben
zum Beispiel den Nachtmarkt besucht, waren im Buddha Park
und beim Patuxai, einem Triumphbogen in Vientiane. Außerdem
haben wir an einem Tag eine Grundschule besucht und waren
am Wochenende auf einem Schulfest einer International School
in Vientiane.

Eines der beeindruckendsten Erlebnisse war eine
buddhistische Zeremonie bei Vollmond im Pha That Luang, dem
größten Tempel und Wahrzeichen von Vientiane. Nachmittags waren wir oft in Cafés, da
tagsüber die Temperaturen bis zu 40 Grad hoch waren. Es war auffällig, dass der Übergang
von Arm und Reich in der Stadt sehr hart war. Der hohe Lebensstandard in Deutschland
wurde uns auf unserer Reise immer wieder bewusst. Drei Tage haben wir auch in der vier
Stunden entfernten Stadt Luang Prabang verbracht. In der alten
Königsstadt von Laos konnten wir noch mehr von der laotischen
Kultur miterleben. Wir haben eine Flussfahrt auf dem Mekong
gemacht, haben die Kuang Si Wasserfälle und viele Tempel
besucht und morgens beim Almosengang der buddhistischen
Mönche zugeschaut.

Ein großes Ereignis Mitte April war Pi Mai,
auch das Wasserfest genannt, das immer zum buddhistischen Neujahr gefeiert wird. Über mehrere Tage wurde in den Tempeln gefeiert und alle sind mit Wasserpistolen durch die
Stadt gefahren und haben sich gegenseitig nassgespritzt.
Da wir nicht nur als Touristen in Laos waren, haben auch
viele Einheimische kennengelernt, die uns ihre Lebensweise und die Stadt gezeigt haben.

Auch vom laotischen Essen haben wir viel probiert. Die Laoten waren
zwar zurückhaltend, sind uns aber immer mit sehr viel
Freundlichkeit und Offenheit begegnet. Ihre Gastfreundschaft
war immer sehr auffällig und wir haben uns sofort überall
wohl gefühlt. Sie haben große Neugier gegenüber uns
gezeigt, aber immer auf eine sehr respektvolle Weise. Die
sehr entspannte und entschleunigte Lebensweise der Laoten
haben wir sowohl im Alltag als auch auf der Arbeit miterlebt.

Abschließende Bewertung und Resümee
Außer unglaublich spannend, beeindruckend, lustig, faszinierend und abenteuerlich war
meine Zeit in Laos vor allem eins: eindrucksreich. Ich habe noch nie so viele verschiedene
Erfahrungen und Eindrücke in einer so kurzen Zeit gesammelt. Mein Horizont wurde mit
jeder Minute, die ich dort verbringen durfte, erweitert. Vor dem Antritt der Reise habe ich
zwar erwartet, dass es ein unglaubliches Erlebnis wird, ich habe aber niemals damit
gerechnet, dass die bevorstehende Zeit so überwältigend sein würde. Ich weiß nicht, wie oft
Julia und ich abends in unserem Apartment gesessen haben und erstmal die ganzen
Eindrücke verarbeiten mussten. Wir haben uns immer angeschaut, gelacht und konnten
nicht glauben, was wir alles erlebt hatten. Wir haben so viele verschiedene Menschen und
ihre Lebensweise kennengelernt, mit denen wir zum Teil auch jetzt noch in Kontakt sind. Wir
haben eine neue Kultur kennengelernt und wunderschöne Natur gesehen. In dem Praktikum
haben wir sehr viel Neues dazugelernt. Außerdem konnten wir die Erfahrung machen, das
erste Mal allein zu leben. Ich weiß, dass mich diese Reise für mein ganzes Leben prägen
wird und ich kann ohne zu überlegen sagen, dass das eine der schönsten und
beeindruckendsten Sachen ist, die ich je erlebt habe

Frieda Luise Meyer, 17, Schülerin des Maria-Wächtler-Gymnasiums